Mithilfe von digitaler Planung zum neuen Labor AVS Aargau

24.02.2023 — Im Aargau zieht das kantonale Amt für Verbraucherschutz (AVS) bald in ein neues Gebäude  ein, der punkto Bauplanung aussergewöhnlich ist. Das gesamte Bauprojekt wird mit der BIM-Methode umgesetzt. 

Da die bisherigen Büros und das Labor des Amt für Verbraucherschutz (AVS) langsam ausgedient haben – klein und sanierungsbedürftig sind sie – wird zurzeit in Unterentfelden, direkt neben der Kantonshauptstadt Aarau, gebaut. Die Büro für Bauökonomie AG realisiert als Teil des Generalplanerteams zusammen mit Markus Schietsch Architekten GmbH das neue Labor- und Bürogebäude. Der zweistöckige Holz- und Betonhybridbau soll im Sommer 2024 bezugsbereit sein. Das Projekt wird vollständig mit der BIM-Methode umgesetzt und die Vorteile wurden in der Planung wie auch aktuell in der Ausführung genutzt:

Visualisierung und Projektverständnis

Bei der Planung und Realisierung des Neubaus unterstützten die virtuellen Gebäudemodelle die Arbeitsprozesse. Dadurch lassen sich komplexe Zusammenhänge einfacher visualisieren. Zu Beginn der Planung wurden Ziele und Bedürfnisse an die BIM-Modelle mit der Bauherrschaft festgelegt. Darauf basierend entstand der BIM-Projektabwicklungsplan (BAP). Dieser war fortan die Arbeitsgrundlage für das Generalplanerteam und es wurde darin festgelegt, welche Fachmodelle erstellt werden sollen sowie welchen Informationsgehalt diese aufweisen müssen. Dies betrifft unter anderem Statik-, Heizungs- oder Lüftungsmodelle. Das Ziel ist es, die Modelle phasengerecht zu modellieren und nicht zu überladen, um eine gute Performance der Modelle sicherzustellen.

 

 

Koordination und Kollisionsüberprüfung

Ein optimierter Informationsgehalt ist zentral für den Erfolg einer solchen Zusammenarbeit. Die Modelle, welche die Architekten, Ingenieure, Fachplaner und Spezialisten erarbeiteten, wurden anlässlich der ICE-Session (Digitale Koordinationssitzungen) durch die BIM-Gesamtkoordination und die BIM-Koordination Gebäudetechnik auf Kollisionen untersucht. Diese Session bedingt, dass alle Planer wiederkehrend während eines definierten Zeitraums zur Verfügung stehen, sodass Kollisionen und Problemstellungen umgehend diskutiert und Aufgaben zugeteilt werden können. Ziel ist, dass sich bereits vor Baubeginn die meisten Kollisionen eliminieren lassen.

Wichtig bei der Arbeit mit der BIM-Methode ist, dass das Planungsbüro, die Architekten und die Baufirma alle dieselbe «BIM»-​Sprache sprechen. Die Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG erstellte hierfür Modelle und Dokumente, welche sie zur Verfügung stellt. Für alle Fachplanenden dient das Architekturmodell als Referenzmodell. So beinhaltet beispielsweise das Elektromodell, das für die Koordination der verschiedenen Planungsgewerke wichtig ist, alle elektrischen Komponenten, beispielsweise die Photovoltaikanlage oder im Heiz- und Kühlsystemmodell sind sämtliche Heiz- und Kühlelemente modelliert. Die Laboreinrichtungen wurden schon im Bauprojekt sehr detailliert im Modell dargestellt. Das Modell diente als Basis für Detailabsprachen und die Ausschreibung.

 

 

BIM2Field

Auf der Baustelle wird von BIM2Field Gebrauch gemacht. Mithilfe von Augmented Reality können Fachmodelle direkt in die gebaute Umgebung visualisiert werden. Für die  modellbasierte Kommunikation wurde eine Common-Date-Environment-(CDE)-Projektplattform eingesetzt. Aus der grossen Palette von Anwendungsfällen definierten die BIM-Verantwortlichen diejenigen, welche für den Bauprozess sowie den Betreiber respektive den Nutzer einen Mehrwert bieten.

Das Projekt zeigt, dass mittels der BIM-Methode und BIM2Field die Ausführung stark unterstützt werden kann. Dies erlaubt, den Bauprozess terminlich zu optimieren und fehlerarm zu gestalten. Beispielsweise wurde über den Winter der Kern betoniert und zunächst der Holzbau aufgerichtet. Mittels BIM2Field und dem Einsatz einer Hololens werden diese Bauarbeiten gesteuert und geprüft. Der Planungs- und Realisierungsprozess läuft nach Plan, auch dank der Anwendung der BIM-Methode. Das vom Generalplanerteam angestrebte frühzeitige Erkennen von baulichen Herausforderungen und möglichen Kollisionen konnte mit BIM umgesetzt werden. So ist die Büro für Bauökonomie AG von der digitalen Bauplanung überzeugt. «Es ist eine Chance für die Baubranche», sagt Gilles Steimen, Leiter Digitale Planung. Die Digitalisierung vereinfache viele Arbeitsschritte, doch das Handwerk, das die Arbeit in der Baubranche auszeichnet, bleibe erhalten, ergänzt er. Das zeigt sich etwa bei den Maurerarbeiten auf der Baustelle. Der Polier zeichnet die Sachen an, danach arbeitet der Maurer aber wie gewohnt weiter. «Es bleibt Bauarbeit, doch die Digitalisierung soll dabei unterstützen.»

Die Büro für Bauökonomie AG ist beim Projekt für die BIM-Gesamtkoordination verantwortlich und führt die Bauleitung aus.

Bauherrschaft: Kanton Aargau
Architektur: Markus Schietsch Architekten GmbH